Yoga-Atemübungen und wie sie entstanden sind


In den Veden finden sich erste Erwähnungen, dabei wird häufig die Wirkung der Übungen, weniger die Technik beschrieben. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Atemverhalten (Atempause – Kumbhaka), welches den Übenden in tranceähnliche Zustände versetzt. Die Übungen waren stets Teile von religiösen Ritualen und wurden oft zusammen mit Mantras ausgeführt. Im Verständnis mancher Yogis sollte Pranayama auch negative Handlungen „reinigen“. Außerhalb des religiösen Kontextes waren die Pranayamas Teil des asketischen Lebenswandels und standen dabei auch Frauen und Mitgliedern aller Kasten offen.
In den Sutras von Patanjali (Yogaweg der Meditation) werden die Pranayamas vom religiösen Kontext und den Mantras losgelöst und als reine Atempraxis mit dem Aspekt der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit beschrieben. Die Übungen sollen zu mehr Klarheit im Geiste führen. In den Texten des Hatha Yoga (10. Jhdt n. Chr. – Yogaweg der Energie und Körperübungen) wird die Atemlenkung und der Aspekt des Atemverhaltens zum zentralen Thema – so heißt es etwa in der Hatha Yoga Pradipika „Wenn der Atem bewegt ist, dann ist auch der Geist bewegt, wenn der Atem ruhig ist, ist der Geist ruhig“ (HYP). Es bilden sich unterschiedliche Techniken heraus wie etwa Ujjayi (die siegreiche Atmung), Bhramari (die Bienenatmung) oder auch die Bandhas (Muskelkontraktionen zur Lenkung der Energie). Das Ziel ist bei beiden Yogawege dasselbe – Zugang zum Geist (= Raja Yoga) zu finden. „Am Ende des Atemanhaltens durch Kumbhaka soll man den Geist unabhängig (von Objekten) machen. Durch die Anwendung dieser Übung erreicht man die Stufe des Rajyoga.“(HYP)
Doch die Atemübung war auch schon immer ein Weg den Körper und Geist gesund zu halten. So wird beschrieben, dass das „Überwinden aller Krankheit“ möglich sei und auch die „Unsterblichkeit“ könne erreicht werden. Dies führt uns hier nun zum ersten Satz zurück „If you can breathe, you can do yoga“. Das Zitat stammt von Krishnamacharya, einem der bedeutensten Yogalehrer unserer Zeit. Sein Yoga Zugang zu war vor allem in seinen späteren Jahren vom Umgang mit dem natürlichen Atem geprägt.
Zu Beginn der Praxis baut sich über die Körperübungen langsam die Atembewusstheit auf, je fortgeschrittener der Übende ist, desto mehr kann eine reine Atempraxis Einzug finden. Die Asana (Körperhaltung) ist der Weg zum Atem und der Atem leitet den Übenden gleichzeitig durch Asana. Somit lässt sich in einer bewussten Asana der Atem lenken und er selbst auch unser „Lehrer“. Die Atmung lässt uns direkten Kontakt mit dem Geist aufnehmen und spiegelt so die dort vorherrschenden Bewegungen in jedem Moment wider.
Für unsere persönliche Übungspraxis bedeutet dies, dass wir über Körperübungen in Kontakt mit unserem Atem treten können, dann erschließt sich uns in weiterer Folge auch die Bewegung des Geistes. Wir schaffen Raum für unseren Atem und den Atemfluss – was zu mehr Raum für unser Leben führt.


Bhramari – die Biene
Eine klassiche Pranayama des Hatha Yoga. Dabei atmet man in der einfachsten Form tief durch die Nase ein und erzeugt bei der Ausatmung mit geschlossenen Mund einen kräftigen Summton wie der einer Biene. Die Übung wirkt entspannend und aktiviert den Herzraum und kann von jedem geübt werden, der die volle Yogaatmung beherrscht.
Herzatmung
Eine Technik, um den Atem in einen bestimmten Rhythmus zu bringen, indem man ihn mit dem eigenen Herzschlag synchronisiert. Sie fördert die Konzentration und lenkt das Bewusstsein auf den Herzraum.